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Der Werkzeugkasten Für Die Grundlagen

Beginner
2 hours
FOR:
Journalists
What you'll learn

Die wichtigsten Grundsätze des Lösungsjournalismus. Was ist es? Was ist es nicht? Warum ist es wichtig? Und wie man es umsetzen kann, von der Idee über die Berichterstattung bis zur fertigen Geschichte.

Welcome

Wenn Sie sich mit dieser Lernwerkstatt beschäftigen, heißt das vermutlich, dass Sie zumindest neugierig auf lösungsorientierten Journalismus sind und darauf, wie er Ihre Reporter-Qualitäten unterstützen kann. Klasse! Wir glauben, dass Journalist*innen viel gewinnen, wenn sie sich mit Lösungsansätzen zu Problemen beschäftigen.

Viele fesselnde Geschichten werden nie erzählt. Warum? Weil es im journalistischen Bereich traditionell eher mit Misstrauen beäugt wird, Lösungsansätze als fruchtbaren Boden für Recherchen zu nehmen. Einige Journalisten und Redakteure fürchten, das könnte als Parteinahme, Wohlfühl-Journalismus oder kostenlose Werbung verstanden werden. Beim Solutions Journalism Network (SJN) liegt uns viel daran, diese Wahrnehmung gerade zu rücken. Wir definieren lösungsorientierten Journalismus als gründliche, fesselnde Berichterstattung über Lösungsansätze zu gesellschaftlichen Problemen, und zwar nach den höchsten journalistischen Qualitätskriterien.

Wir arbeiten bereits mit einem Network von mehr als 170 Redaktionen und 10.000 Journalisten zusammen, um zu zeigen, dass solider Lösungsjournalismus nicht nur machbar, sondern sinnvoll ist. Mehr noch, dass er ein wichtiges, zu oft ungenutztes Werkzeug für Reporter ist.

SJN wurde von David Bornstein und Tina Rosenberg gegründet, zwei erfahrenen Reportern, die in der New York Times die „Fixes“ Kolumne schreiben, sowie Courtney E. Martin, einer Journalistin und Autorin, die ihre Karriere gerade begann, als Online-Medien abhoben. Jeder der drei machte einzigartige journalistische Erfahrungen, sei es auf Indiens Äckern, in Brasiliens Krankenhäusern oder in dem von Unwettern verwüsteten New Orleans, die sie zu einer ähnlichen Schlussfolgerung führten: Es gab unter Journalisten keinen gesunden Wettbewerb um die beste Story über Lösungsansätze zu gesellschaftlichen Problemen.

Die alte Haltung lautet: Wir könnten unsere Professionalität gefährden, wenn wir über Lösungen berichten. Die neue Haltung: Wir beeinträchtigen unsere Professionalität, wenn wir nicht über Lösungen berichten. Als Journalisten gehört es zu unserem Job, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Wenn wir die vielen Versuche von Menschen und Institutionen, Probleme zu lösen, nicht abdecken – egal ob die Versuche erfolgreich sind oder nicht – dann versagen wir in unserem Job. Wenn wir zum Beispiel nur über die systembedingten Probleme in Schulen berichten, aber die Modelle ignorieren, die Bildung verbessern, dann erzählen wir nicht die ganze Geschichte.

Viele von uns sind Journalisten geworden, weil wir Einfluss nehmen und die Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Aber Untaten aufzudecken ist nicht der einzige Weg, Einfluss zu nehmen. Natürlich ist es unerlässlich, Probleme aufzudecken, aber die Wirkung unserer Berichterstattung vervielfacht sich, wenn wir nicht nur über Probleme berichten, sondern auch darüber, wie Menschen sie lösen. Zum Beispiel decken Bildungsjournalisten schonungslos auf, wie öffentliche Schulen arme Kinder im Stich lassen. Diese Berichte zeigten mehr Wirkung, wenn sie auch darüber informierten, wie manche Schulen alle ihre Schüler weiterbilden und wie sie das genau erreichen. Diese Geschichten motivieren Leser, Zuhörer und Zuschauer. Sie verändern die öffentliche Debatte – und die Politik.

Leute verändern sich nicht einfach, weil jemand auf ihre Probleme aufmerksam macht. Wir brauchen die Erkenntnis, dass Veränderung möglich ist und Vorbilder und Modelle, wie das zu schaffen ist.

Die Lernwerkstatt des lösungsorientierten Journalismus ist für alle gedacht, die lösungsorientierten Journalismus praktizieren möchten. Wir hoffen, Sie finden Lohnenswertes auf diesen Seiten, egal ob Sie eine erfahrene Printjournalistin sind, die ihre Perspektive auffrischen möchte, ein Videojournalist, der sich mitten in seiner Karriere auf seine ursprünglichen Gründe für seine Berufswahl besinnt, eine Journalismus-Studentin, die sich darüber klar werden will, welche Laufbahn sie einschlagen will oder irgendwo dazwischen stehen.

Die Lernwerkstatt führt Sie durch die Praxis des lösungsorientierten Journalismus, von den ersten Schritten, dem Identifizieren eines recherchewürdigen Lösungsansatzes, bis zu den letzten Schritten, das Interesse der Leser für das veröffentlichte Stück zu wecken. Aber Sie müssen diese Ressource nicht unbedingt wie ein traditionelles Buch von der ersten bis zur letzten Seite lesen. Fangen Sie ruhig mit den Abschnitten an, die für Sie am nützlichsten sind. 

Wir werden die Struktur und den Aufbau einiger Lösungs-Stücke analysieren, um Sie zu unterstützen, wenn Sie nach Ideen suchen. Und in der gesamten Werkstatt finden Sie Videos und interaktive Übungen, die den Lösungsansatz lebendig werden lassen, Links zu Fallstudien und beispielhafte Geschichten aus dem Solutions Story Tracker sowie Hinweise auf nützliche Ressourcen aus anderen Quellen. Außerdem haben wir spezielle Anleitungen für Reporter geschrieben, die sich auf Themen wie Gesundheit, Bildung oder Gewalt konzentrieren (bisher nur auf Englisch verfügbar).

Wir betrachten dies als Arbeitsdokument und würden gerne von Ihnen hören, was Sie nützlich finden und was Ihnen fehlt. Bitte schicken Sie uns Ihr Feedback, schreiben Sie, tweeten Sie oder schicken Sie uns Rauchzeichen. Wir begrüßen jeden Rat, der uns hilft, diese Werkstatt zu verbessern und sie für unsere wachsende Gemeinschaft von lösungsorientierten Journalisten nützlicher zu machen.  

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!

“Dies ist kein Service-Journalismus im traditionellen Sinne. Es ist im Kern gründlicher und investigativer Journalismus.“

Paul Edwards
Paul Edwards
Former EIC of the Deseret News