Was Lösungsjournalismus NICHT ist
Manchmal ist es am effektivsten zu erklären, was Lösungsjournalismus ist, indem wir Beispiele zeigen, die es nicht sind. Hier ist eine Liste von Hochstaplern und Blendern, die wir alle schon in den Medien entdeckt haben:
Heldenverehrung
Die Wall Street Millionärin, die ihren Job aufgibt, um ein Waisenhaus in Kambodscha zu leiten, mag inspirierend sein, aber die Beschreibung einer tollen Tat ist kein Lösungsjournalismus. Natürlich gewinnt ein Text durch einen starken Protagonisten, aber lösungsorientierter Journalismus konzentriert sich auf die Faktoren, die über eine Einzelperson hinausweisen und für andere als Ansatz reproduzierbar sind.
Patentlösung
Diese Geschichten finden sich besonders oft im Technologie- und Innovationssektor. Oft werden neue Erfindungen oder Ideen als Wunderlösung gehypt, auch wenn sie noch gar nicht richtig erprobt sind. Oder es findet sich der Gedanke, ein Problem sei einfach mit Geld zu lösen.
Lobhudelei
Diese unkritischen Geschichten lesen sich eher wie kostenlose Werbung. Man erkennt sie oft daran, dass die porträtierte Firma oder Organisation die dominante oder gar die einzige Stimme in dem Bericht ist. Wie bei der Patentlösung fehlt es an der Recherche der Vorbehalte und Risiken.
Think Tank
Lösungsorientierter Journalismus kann durchaus auch als Meinungsjournalismus oder Kommentar klappen, wenn er echte Recherchen zu Problemen und Lösungsansätzen beinhaltet. Aber „Think Tank Journalismus” dreht sich meistens um Ideen, die noch nicht praxiserprobt sind.
Aktivismus
Viele verwechseln Lösungsjournalismus mit Aktivismus. Spendenaufrufe und emotionale Appelle sind kein echter Lösungsjournalismus.
Das Licht am Ende des Tunnels
Viele Texte erörtern ausführlich ein Problem und enden dann mit einem aufmunternden Satz oder Absatz. Die Lösung wird hier nicht wirklich ernsthaft untersucht, sondern wie ein post scriptum als Hoffnungsschimmer hintangestellt.
Wohlfühlgeschichten
Das Kind, das mit selbstgebackenen Keksen Spenden für das Tierheim sammelt oder der Tierarzt, der für sein geliebtes Hausschwein namens Chris P. Bacon einen Rollstuhl bastelt, erwärmt das Herz. Diese Geschichten vermitteln den Lesern das Gefühl, dass es wohlmeinende Menschen auf der Welt gibt, tragen aber nicht dazu bei, die strukturellen Probleme anzugehen, für die es sich lohnt, Lösungen zu recherchieren.